Doch wie gelingt das? Wie können wir bewusst Einfluss auf unsere Emotionen nehmen, anstatt von ihnen überwältigt zu werden?
- Eine wirksame Technik zur Emotionsregulation ist die Resonanzatmung.
Diese gezielte Atemtechnik hilft dabei, innere Ruhe zu bewahren, Stress abzubauen und in herausfordernden Momenten klar zu denken. Sie kann nicht nur von Führungskräften, sondern von jedem Menschen im Alltag genutzt werden.
In diesem Artikel erfahren Sie:
- Warum Atmung eine entscheidende Rolle in der Emotionsregulation spielt
- Wie Resonanzatmung nachweislich Stress reduziert und emotionale Klarheit fördert
- Was der Baroreflex mit Atmung und Blutdruck zu tun hat
- Warum Nasenatmung und Bauchatmung entscheidend sind
- Wie du die Technik im Alltag gezielt einsetzen kannst
- Welche Apps Ihnen helfen können, Ihre Herzratenvariabilität (HRV) zu messen und zu verbessern
1. Warum ist Atmung ein Schlüssel zur emotionalen Balance?
Emotionale Intelligenz ist eine Kernkompetenz – egal ob im Berufsleben, in der Familie oder in der persönlichen Entwicklung. Doch in herausfordernden Situationen passiert häufig Folgendes:
- Stress und emotionale Überforderung führen zu impulsiven Entscheidungen
- Äußere Umstände bestimmen unsere Reaktionen, statt bewusster Selbststeuerung
- Dauerhafte Anspannung und Druck belasten Körper und Geist
- Eines der stets verfügbaren und wirksamsten Tools zu emotionaler Souveränität liegt in der Atmung.
Wie beeinflusst die Atmung unsere Emotionen?
Unsere Atmung ist die einzige autonome Körperfunktion, die wir bewusst steuern können. Dadurch hat sie einen direkten Einfluss auf unser Nervensystem:
- Langsame, bewusste Atmung aktiviert den Parasympathikus – das System für Entspannung und Regeneration.
- Schnelle, flache Atmung aktiviert den Sympathikus – das System für Kampf- oder Fluchtreaktionen.
- Die Atmung reguliert Herzfrequenz, Blutdruck und Gehirnaktivität – und beeinflusst dadurch unsere Gefühlslage.
- Emotionsregulation ist mehr als nur Atemkontrolle. Doch gezielte Atemtechniken wie die Resonanzatmung sind ein effektives, Selbstcoaching-Tool, das jederzeit anwendbar ist. Es ermöglicht, in stressigen Momenten schnell Stabilität und Klarheit zu gewinnen.
- Für eine nachhaltige emotionale Entwicklung reicht dies allein jedoch nicht aus – hier setzt Emotionscoaching an, um tiefere emotionale Muster zu verstehen und gezielt zu verändern.
2. Wissenschaftlich fundiert: Wie funktioniert Resonanzatmung?
Die Verbindung zwischen Atmung, Herzfrequenz, Blutdruck und Baroreflex
Unser autonomes Nervensystem reguliert viele Körperfunktionen unbewusst – doch es gibt eine direkte Wechselwirkung zwischen Atmung, Herzrhythmus, Blutdruck und der Herzratenvariabilität (HRV).
1. Atmung beeinflusst die Herzfrequenz:
- Beim Einatmen wird der Herzschlag schneller (sympathische Aktivierung).
- Beim Ausatmen wird der Herzschlag langsamer (parasympathische Aktivierung).
2. Der Baroreflex: Der unsichtbare Regisseur der Blutdruckregulation
Jetzt kommt der Baroreflex ins Spiel. Er ist ein automatischer Regelmechanismus, der den Blutdruck stabil hält. In den großen Arterien (z. B. Aortenbogen, Halsschlagader) sitzen Barorezeptoren, die den Blutdruck ständig überwachen.
- Steigt der Blutdruck, sendet der Baroreflex ein Signal ans Nervensystem, um die Herzfrequenz zu senken.
- Sinkt der Blutdruck, sorgt der Baroreflex dafür, dass die Herzfrequenz steigt, um den Druck auszugleichen.
Diese Rückkopplung passiert innerhalb von Sekunden und stellt sicher, dass unser Kreislauf nicht aus dem Gleichgewicht gerät.
3. Die Rolle der Herzratenvariabilität (HRV)
Die HRV ist die natürliche Variation der Zeit zwischen zwei Herzschlägen. Eine hohe HRV zeigt an, dass unser Körper flexibel zwischen Anspannung und Entspannung wechseln kann – ein Zeichen für Resilienz und emotionale Stabilität.
- Resonanzatmung erhöht die HRV, indem sie die Balance zwischen Sympathikus und Parasympathikus optimiert.
4. Warum Nasen- und Bauchatmung wichtig sind
- Nasenatmung sorgt für eine optimale Sauerstoffaufnahme und aktiviert das parasympathische Nervensystem. Zudem verbessert sie die Gedächtniskonsolidierung, was bedeutet, dass gelernte Regulationstechniken besser verankert werden.
- Bauchatmung sorgt für eine tiefere Atmung und eine bessere Sauerstoffversorgung. Gleichzeitig stimuliert sie den Vagusnerv, der für Entspannung und emotionale Stabilität sorgt.
3. Resonanzatmung – eine praktische Anleitung für Führungskräfte
Die 3-Schritte-Technik der Resonanzatmung
Schritt 1: Atmen Sie langsam im 10-Sekunden-Zyklus
- 4 Sekunden einatmen, 6 Sekunden ausatmen.
- Die längere Ausatmung verstärkt die Entspannungsreaktion.
Schritt 2: Nutzen Sie die Nasenatmung
- Durch die Nase einatmen und – wenn möglich – auch durch die Nase ausatmen.
Schritt 3: Setzen Sie bewusst die Bauchatmung ein
- Die Brust sollte sich möglichst nicht bewegen, stattdessen sollte sich der Bauch bei der Einatmung wie ein Ballon ausdehnen und bei der Ausatmung wieder zurückziehen.
- Prüfung: Eine Hand auf die Brust, eine auf den Bauch legen – nur die Hand auf dem Bauch sollte sich bewegen.
- Diese Technik kann in nur wenigen Minuten spürbare Effekte erzielen.
4. Anwendungsmöglichkeiten im Berufsleben und Alltag
- Vor wichtigen Entscheidungen
Nutzen: Ruhig bleiben, impulsive Reaktionen vermeiden. - In stressigen Momenten
Nutzen: Sofortige Reduktion von innerer Anspannung. - Vor oder nach schwierigen Gesprächen
Nutzen: Fördert Empathie und Klarheit.
- Durch regelmäßiges Üben wird die emotionale Widerstandskraft nachhaltig gestärkt.
5. Fazit: Warum ist Resonanzatmung so wertvoll?
In einer Welt, die oft von Hektik und Druck bestimmt ist, brauchen wir effektive Techniken zur Emotionsregulation. Die Resonanzatmung bietet eine wissenschaftlich fundierte, einfach umsetzbare Methode, um
- Stress zu reduzieren: Bereits nach wenigen Minuten messbare Entspannung.
- Konzentration und kognitive Leistungsfähigkeit zu erbessern: Reguliert Stress über das autonome Nervensystem.
- Erhöht die HRV: Verbessert emotionale Resilienz und kognitive Leistungsfähigkeit.
- Leicht anwendbar: Keine Vorbereitung, kein Equipment – nur bewusstes Atmen.
- Führung beginnt nicht bei anderen sondern bei einem selbst. Wer sein Nervensystem bewusst regulieren kann, trifft bessere Entscheidungen, bleibt in herausfordernden Momenten gelassener und schafft eine positive Atmosphäre im Team.
- Doch Atmung allein reicht nicht – für eine langfristige emotionale Balance ist Emotionscoaching der Schlüssel.
Nächster Schritt: Falls Sie noch tiefer in die Emotionsregulation einsteigen möchten, lesen Sie auch den Blog über mentale, taktile und bifokale Techniken zur Emotionsregulation.
Weiterführende Literatur:
- BLACKROLL. (2023). Kohärentes Atmen: Stress abbauen & Entspannung
- Kozhuharova, M. (2015). Psychophysiologische Wirkungen der tiefen und langsamen Atmung. Universität Regensburg. Verfügbar unter: https:// epub.uni-regensburg.de/29398/
- BARMER Krankenkasse. (2022). Richtig atmen: Fünf Atemübungen gegen Stress. Verfügbar unter: https://www.barmer.de/gesundheit- verstehen/psyche/psychische-gesundheit/richtig-atmen-1055858
- Clano et al. (2016). The role of nasal breathing in cognitive function and emotional regulation.
- Critchley et al. (2015). Neuroscientific research on the impact of breath control on the prefrontal cortex.
- Eilert, D.W. (2020). Integratives Emotionscoaching mit M-Trace.
- Gerritsen & Band (2018). Effects of diaphragmatic breathing on HRV and stress resilience.
- Glaser, C. (2021). Atmen: Der Schlüssel zur erfolgreichen und gesunden Führung. Verfügbar unter: https://www.amazon.de/dp/3593519658
- sportärztezeitung.com. (2020). HRV-Biofeedback: Wie Resonanzatmung die psychische Anspannung reduziert. Verfügbar unter: https:// sportaerztezeitung.com/rubriken/training/1060/hrv-biofeedback/
- Strauß-Blasche et al. (2000). Herzratenvariabilität als Indikator für autonome Anpassungsprozesse.